#36 Glaubenssätze unter der Lupe - Wie du mit gesunden Denkmustern deine Praxisführung stärkst
Welche Glaubenssätze beeinflussen dein Verhalten als Praxisinhaberin? In dieser Folge lernst du, wie du hinderliche Überzeugungen erkennst und in stärkende Denkmuster umwandelst – für eine gesunde und klare Praxisführung.
Glaubenssätze in der Praxisführung
Wie du mit gesunden Denkmustern deine Rolle als Praxisinhaber*in stärkst
Du arbeitest ständig, fühlst dich für alles verantwortlich und kommst trotzdem nicht vom Fleck? Möglicherweise bremsen dich nicht die äußeren Umstände aus - sondern deine inneren Überzeugungen.
Kennst du diese Gedanken?
"Eine gute Chefin/ein guter Chef sollte immer vor Ort sein."
"Als Praxisinhaber*in sollte ich für alle Probleme Lösungen parat haben."
"Als Selbstständige*r arbeite ich halt selbst und ständig."
"Als gute*r Praxisinhaber*in sollte ich auf jeden Fall auch eigene Patient*innen behandeln."
"Als Inhaber*in einer Therapiepraxis muss ich halt akzeptieren, dass es schwierig ist, Personal zu finden."
Falls du gerade innerlich genickt hast - keine Sorge, du bist nicht allein. Diese Gedanken höre ich im Coaching mit Praxisinhaber*innen immer wieder. Und weißt du was? Diese Überzeugungen stehen dir wahrscheinlich oft ziemlich im Weg, wenn du deine Rolle als Praxisinhaber*in klar definieren willst.
Wenn Glaubenssätze deine Praxisführung bestimmen
Glaubenssätze wirken wie ein unsichtbarer Filter. Sie beeinflussen, wie du Situationen wahrnimmst, wie du auf Herausforderungen reagierst und wie du Entscheidungen triffst.
Wenn du zum Beispiel denkst: "Als Praxisinhaber*in sollte ich immer erreichbar sein", dann checkst du möglicherweise auch abends noch Mails, denkst im Urlaub an die Praxis oder hast ständig ein offenes Ohr für alle Anliegen - selbst wenn du eine Pause brauchst.
Die Folge: Deine Überzeugungen bestimmen dein Handeln. Wenn sich bestimmte Verhaltensweisen für dich nicht mehr stimmig anfühlen, lohnt es sich, die zugrunde liegenden Überzeugungen genauer zu betrachten.
Drei typische Glaubenssatz-Fallen in der Praxisführung
Lass mich dir drei Beispiele aus meiner Coaching-Praxis zeigen. Die Namen sind natürlich geändert, aber vielleicht erkennst du dich in einer der Situationen wieder:
Julia - Die Allesmacherin: "Ohne mich läuft hier nichts"
Julia leitet eine Ergotherapiepraxis mit fünf Mitarbeiterinnen. Sie denkt: "Ich muss das selbst machen, sonst geht es schief."
Die Folge: Sie arbeitet abends weiter, kann nicht abschalten und fühlt sich zunehmend ausgelaugt.
Was ihr half: Julia gab kleine Aufgaben gezielt an ihr Team ab. Sie erkannte: Verantwortung abgeben bedeutet nicht, Kontrolle zu verlieren - sondern Kapazitäten zu schaffen.
Ihr neuer Glaubenssatz: "Ich darf Aufgaben abgeben und meinem Team vertrauen. Gemeinsam schaffen wir mehr und entlasten uns gegenseitig."
Sabine - Die Problemlöserin: "Als Chefin muss ich für alles eine Lösung parat haben"
Sabine führt eine Physiotherapiepraxis und ist die erste Ansprechpartnerin für alle Probleme - von kaputten Druckern bis hin zu Konflikten im Team. Sie fühlt sich ständig verantwortlich, auch für Dinge, die ihr Team selbst lösen könnte.
Was ihr half: Sabine strukturierte ihre Teamsitzungen um. Probleme werden jetzt gesammelt und gemeinsam bearbeitet. So musste sie nicht mehr alles selbst lösen.
Ihr neuer Glaubenssatz: "Ich darf meinem Team zutrauen, eigene Lösungen zu finden. Meine Aufgabe ist es, Raum für Eigenverantwortung zu schaffen."
Lena - Die Idealistin: "Ich muss für alle da sein und es allen recht machen"
Lena leitet eine kleine Logopädiepraxis. Sie jongliert zwischen den Bedürfnissen ihrer Patient*innen, ihres Teams und ihrer Familie. Ihr Kalender ist vollgestopft, am Ende des Tages bleibt kaum Zeit für sie selbst.
Was ihr half: Lena plante bewusst Zeiten für sich selbst ein und setzte Grenzen. Sie erkannte: Sie ist nicht für alle Probleme verantwortlich - und es ist völlig okay, auch mal "Nein" zu sagen.
Ihr neuer Glaubenssatz: "Ich darf Grenzen setzen und für mich sorgen. Nur wenn ich selbst im Gleichgewicht bin, kann ich auch gut für andere da sein."
Deine Glaubenssätze unter der Lupe: Eine praktische Reflexionsübung
Jetzt bist du dran! Mit dieser Übung beleuchtest du deine eigenen Überzeugungen als Praxisinhaber*in. Nimm dir etwa 20 Minuten Zeit und einen Notizblock oder öffne eine Notiz auf deinem Smartphone.
Schritt 1: Sammle deine Überzeugungen
Schreibe spontan ein paar Überzeugungen auf, die dir in den Sinn kommen, wenn du an deinen Praxisalltag denkst.
Frag dich:
Was sind die Sätze, die ich mir immer wieder sage?
Was denke ich über meine Rolle als Praxisinhaber*in?
Welche Überzeugungen bestimmen mein Verhalten im Alltag?
Du kannst einfach drauflosschreiben - es müssen keine perfekten Sätze sein. Notiere alles, was dir spontan einfällt.
Schritt 2: Betrachte einen Glaubenssatz aus verschiedenen Perspektiven
Such dir eine Überzeugung aus, die für dich besonders relevant ist. Jetzt beleuchtest du sie aus verschiedenen Blickwinkeln:
Ressourcen-Perspektive: Was ist der positive Kern?
Selbst hinderliche Glaubenssätze haben oft einen positiven Ausgangspunkt.
Welcher positive Kern steckt in dieser Überzeugung?
Welche Fähigkeiten muss jemand haben, der nach dieser Überzeugung lebt?
Gegenteil-Perspektive: Was wäre, wenn das Gegenteil wahr wäre?
Wie würde sich jemand verhalten, der vom Gegenteil überzeugt ist?
Wie würde diese Person als Inhaber*in in deiner Position handeln?
Auswirkungen-Perspektive: Was bewirkt dieser Glaubenssatz wirklich?
Welche Auswirkungen hat diese Überzeugung auf dich selbst und auf andere?
Was ist der Gewinn? Was ist der Preis?
Welche anderen Auswirkungen könnte sie noch haben?
Würdigungs-Perspektive: Wofür war dieser Glaubenssatz bisher gut?
Wofür war diese Überzeugung bisher hilfreich?
Wovor hat dich diese Überzeugung in deinem Leben bewahrt?
Wofür kannst du dieser Überzeugung dankbar sein?
Veränderungs-Perspektive: Was würde sich ändern, wenn du loslässt?
Angenommen, du könntest diese Überzeugung verändern oder loslassen - was wäre dann anders?
Wie würdest du dann denken, fühlen und dich verhalten?
Was hättest du gewonnen, und was wäre der Preis?
Schritt 3: Formuliere deinen neuen Glaubenssatz
Welche Perspektive war neu oder wichtig für dich?
Wie könnte ein persönlicher Glaubenssatz lauten, der heute besser zu dir und deiner Situation passt?
Warum gesunde Glaubenssätze deine Praxis verändern
Wenn du deine hinderlichen Überzeugungen erkennst und durch förderliche ersetzt, passiert etwas Faszinierendes: Du triffst andere Entscheidungen. Du reagierst anders auf Herausforderungen. Du gehst entspannter mit deinen verschiedenen Rollen um.
Das Ergebnis:
Du fühlst dich sicherer in deiner Rolle als Praxisinhaber*in
Dein Team übernimmt mehr Eigenverantwortung
Du gehst abends entspannter nach Hause
Du schaffst Strukturen, die wirklich zu dir und deiner Praxis passen
Der nächste Schritt: Von der Erkenntnis zur Veränderung
Diese Reflexion ist ein wichtiger erster Schritt. Aber um nachhaltige Veränderungen zu schaffen, brauchst du mehr als nur das Erkennen alter Muster. Also frage dich doch mal: Was ist dein erster (kleiner) nächster Schritt, um deinem neuen positiven Glaubenssatz im Arbeitsalltag mehr Beachtung zu schenken? Was könntest du ganz konkret schon ab morgen anders machen? Suche dir bewusst etwas kleines aus, das du leicht umsetzen kannst, dann hast du schnell Erfolgserlebnisse.
Ich wünsche dir viel Erfolg und gute Erkenntnisse!
Ina
P.S.: Und? Welcher Glaubenssatz aus den Beispielen kam dir bekannt vor? Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst - schreib mir gerne eine E-Mail an info@therapiepause.de