Warum sollten wir im Praxisteam unsere Werte kennen?

Wie Werte die Zusammenarbeit in deiner Therapiepraxis stärken können

 

Du wünschst dir ein Team, das an einem Strang zieht – in dem sich alle gesehen und gehört fühlen, Entscheidungen klar getroffen werden und der Alltag nicht von Reibung, sondern von Vertrauen geprägt ist? Dann lohnt sich ein Blick auf etwas, das im stressigen Praxisbetrieb oft übersehen wird: eure Werte.

Werte sind mehr als schöne Worte an der Wand. Sie können der Kompass für euer tägliches Miteinander sein – wenn sie bewusst gemacht, gemeinsam entwickelt und wirklich gelebt werden. In diesem Artikel erfährst du, warum Werte so eine starke Wirkung haben können, was sie mit deinem Teamalltag zu tun haben – und wie du den Einstieg in das Thema findest.

 

Was sind Werte überhaupt?

Werte – oder auch Wertvorstellungen – sind Eigenschaften oder Qualitäten, die wir als wertvoll und erstrebenswert betrachten. Man könnte sie auch als Regeln oder Prinzipien bezeichnen, nach denen wir unser Leben und unsere Arbeit ausrichten. Werte geben uns Sinn und Orientierung. Die wichtigsten Werte für unser Privatleben können die gleichen sein wie für unser Arbeitsleben, müssen es aber nicht.

Werte sind:

  • Grundsätze und Überzeugungen: Sie leiten unser Verhalten und unsere Entscheidungen.

  • Orientierungshilfe: Werte zeigen uns, was wir als gut, richtig und wichtig erachten.

  • Individuell und kollektiv: Werte können persönlich sein oder von einem Team geteilt werden.

  • Kultur- und Kontextabhängig: Sie werden geprägt durch unseren sozialen, kulturellen und beruflichen Kontext.

  • Handlungsleitend: Werte beeinflussen direkt, wie wir Prioritäten setzen und miteinander umgehen.

Typische Beispiele für Werte sind Verlässlichkeit, Freiheit, Vertrauen, Empathie, Eigenverantwortung, Respekt, Transparenz oder Humor. Manche Werte sind eher persönlich geprägt, andere beziehen sich stark auf das Miteinander im Team. Welche Werte für euch wichtig sind, hängt von euren Überzeugungen, eurer Zusammenarbeit und eurer Haltung als Praxisgemeinschaft ab.

 

Warum ist es so hilfreich, Werte im Team zu kennen?

Wenn du mit deinem Team gemeinsame Werte erarbeitest und diese im Alltag sichtbar und spürbar werden, kann das einen großen Unterschied machen. Denn Werte schaffen ein gemeinsames Verständnis darüber, was euch wichtig ist – im Umgang miteinander, in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit. Das stärkt Vertrauen und gegenseitigen Respekt, weil klar ist, worauf ihr euch im Miteinander verlassen könnt. Gleichzeitig helfen Werte, Konflikte zu reduzieren: Sie dienen als Orientierung in herausfordernden Situationen und ermöglichen es euch, Entscheidungen schneller und bewusster zu treffen. Teams, die ihre Werte kennen und leben, arbeiten oft effizienter und engagierter zusammen. Sie fühlen sich stärker miteinander verbunden und bleiben auch in Zeiten von Veränderung oder Belastung stabil. Nicht zuletzt fördern klare Werte auch die Eigenverantwortung: Wenn allen im Team die gemeinsamen Werte bekannt sind, fällt es leichter, selbstständig und im Sinne des Teams zu handeln.

 

Beispiel: Werte als Orientierung beim Onboarding neuer Teammitglieder

Werte sind auch beim Onboarding von neuen Mitarbeitenden extrem hilfreich. Sie dienen als Richtschnur, um zu überprüfen: Passen unsere Werte zusammen? Sind wir ein gutes Match? Schon im Bewerbungsgespräch kannst du herausfinden, ob die Bewerberin oder der Bewerber ähnliche Werte vertritt und sich mit den Praxiswerten identifizieren kann. Im Praxishandbuch oder in der Einarbeitung können Werte als eigener Unterpunkt aufgenommen und beschrieben werden – so werden sie von Anfang an sichtbar und lebendig.

 

Wie kannst du mit deinem Team Werte erarbeiten?

Vielleicht denkst du dir gerade: „Ja, das klingt gut – aber wie komme ich mit meinem Team zu so einem Ergebnis?“ Tatsächlich braucht es dafür einen strukturierten Prozess und einen klaren Rahmen – und das lohnt sich!

Ich habe kürzlich mit einer Praxisinhaberin zusammengearbeitet, die gemeinsam mit ihrem Team die gemeinsamen Werte erarbeitet hat. Sie hat ihr Team Schritt für Schritt durch den Prozess begleitet, um echte, gelebte Werte herauszuarbeiten. So sah der Prozess bei ihnen aus:

 

Werte im Team erarbeiten – so geht’s in 3 Schritten

  1. Werte sammeln: Teammitglieder notieren individuell, welche Werte ihnen im Arbeitsalltag wichtig sind → Austausch im Team: Welche Überschneidungen oder Muster zeigen sich?

  2. Werte priorisieren: Gemeinsam 3–5 zentrale Werte auswählen, die das Team besonders stark findet → Welche Werte passen zu unserem Miteinander und zu unserer Praxis?

  3. Werte mit Leben füllen: Jeder Wert wird konkretisiert – mit Beispielen, Bildern, Gefühlen und Verhaltensweisen → Was heißt das für uns im Alltag? Wie zeigt sich dieser Wert im Team?


Mein Tipp: Nutzt gezielte Reflexionsfragen, um diesen Prozess zu unterstützen und die Werte wirklich mit Bedeutung zu füllen.

 

Reflexionsfragen: So könnt ihr eure Werte wirklich mit Bedeutung füllen

  • Wie verhalten wir uns konkret im Arbeitsalltag, wenn wir nach diesem Wert zusammenarbeiten?

  • Woran würde ein Außenstehender direkt bemerken, dass wir diesen Wert wirklich im Team leben?

  • An welches Bild denken wir bei diesem Wert?

  • Welche Gefühle oder Stimmungen verbinden wir mit diesem Wert?

  • Welche Veränderungen würden im Team sichtbar werden, wenn dieser Wert noch stärker gelebt wird?

  • Wie können wir sicherstellen, dass dieser Wert auch bei neuen Teammitgliedern klar erkennbar ist?

  • Wie zeigt sich dieser Wert in unserer Kommunikation untereinander?

  • Woran würden wir merken, dass dieser Wert nicht mehr gelebt wird?

  • Wie verhalten wir uns ganz konkret im Team, um diesen Wert zu stärken?

 

Beispiel: So könnte ein mit Leben gefüllter Wert aussehen

Nehmen wir als Beispiel den Wert „Freiheit“:

„Im Team bedeutet Freiheit, dass jedes Mitglied die Möglichkeit hat, eigene Ideen einzubringen und eigenständig Entscheidungen zu treffen, ohne übermäßige Kontrolle. Dabei bleibt der Fokus auf gemeinsamen Zielen und dem Respekt für die Beiträge und Bedürfnisse der anderen Teammitglieder. Teammitglieder können flexibel arbeiten und selbst entscheiden, wie sie ihre Aufgaben am besten erledigen, solange sie im Sinne des Teams zusammenarbeiten und die vereinbarten Ergebnisse liefern.“

 

Warum es wichtig ist, Werte wirklich zu leben

Es reicht nicht, schöne Werte nur an die Wand zu hängen oder im Flyer zu drucken – wenn sie im Alltag keine Rolle spielen, werden sie schnell zu leeren Worthülsen. Das kann das Vertrauen und die Motivation im Team sogar schädigen. Um echten Mehrwert zu schaffen, müssen Werte mit echtem Leben gefüllt sein und sich im Verhalten, in der Kommunikation und in den Strukturen deiner Praxis widerspiegeln. Es lohnt sich also immer mal wieder auf dieses Thema zu schauen, zum Beispiel in euren Teamsitzungen oder einer Retrospektive, in der ihr auf die vergangenen Monate eurer Zusammenarbeit mit euren Werten schaut. Wertearbeit ist ein Prozess, bei dem ihr auch mal ein paar Schleifen drehen dürft. Es lohnt sich!

 

Und nun?

Was hat dieser Blogartikel in dir angestoßen? Welche Gedanken gehen dir gerade durch den Kopf – vielleicht über die Stimmung in deinem Team, über Werte, die euch schon tragen oder solche, die noch unklar sind? Welcher kleine Schritt könnte dein nächster sein, um euren Werten mehr Raum im Alltag zu geben? Du musst nicht alles auf einmal verändern. Schon ein erstes Gespräch im Team oder ein gemeinsames Nachdenken über eure wichtigsten Prinzipien kann der Anfang sein.

 

Du möchtest diesen Prozess nicht allein gehen?

Die Arbeit mit Werten kann viel bewegen. Wenn du dir Unterstützung wünschst, um mit deinem Team Werte sichtbar zu machen, sie in eurer Kultur zu verankern und echte Veränderungen im Alltag anzustoßen, begleite ich dich gern.

In meinem 1:1 Coaching-Programm Praxis Zukunft arbeiten wir gemeinsam an deiner Rolle als Praxisinhaberin – und an Themen wie Werten, Führung und gesunden Strukturen für deine zukunftsfähige Praxis.

Alle Infos findest du auf www.therapiepause.de/angebote

 

Auf dich und die Weiterentwicklung deiner Praxis!

Ina

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Hilferuf aus dem Team: „Wir wollen wachsen!“

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