Hilferuf aus dem Team: „Wir wollen wachsen!“
Warum gute Rahmenbedingungen in der Praxis allein nicht reichen
„Warum kündigt jemand einen eigentlich guten Job?“
Diese Frage hat mich beschäftigt, seit ich eine berührende Nachricht von einer angestellten Therapeutin erhalten habe. Sie schrieb mir aus ihrer Praxis, die auf den ersten Blick alles richtig macht: gute Bezahlung, wertschätzendes Miteinander, Fortbildungsmöglichkeiten. Und trotzdem kündigen Kolleg*innen, immer wieder und immer mehr. Was ihrer Meinung nach fehlt, ist Entwicklung. Mitbestimmung. Raum, um wirklich etwas zu bewegen.
Mitarbeiterbindung in der Therapiepraxis beginnt mit Zuhören
Vielleicht kennst du das Gefühl: Du gibst dein Bestes, schaffst gute Rahmenbedingungen – aber trotzdem merkst du, dass etwas nicht rundläuft. Unzufriedenheit schleicht sich ein. Stillstand macht sich breit.
Und genau darum geht es in diesem Artikel:
Wie du als Inhaberin Mitarbeiterbindung aktiv gestalten kannst
Warum Entwicklung nicht gleich kompletten Umbruch bedeuten muss
Und wie du dein Team motivierst – ohne dich selbst zu überfordern
Warum gute Rahmenbedingungen allein nicht reichen
Die Nachricht dieser Therapeutin war kein Vorwurf – eher ein leiser Hilferuf.
Sie schrieb sinngemäß:
„Unsere Praxis ist auf dem Stand von vor ein paar Jahren stehen geblieben. Dabei gäbe es so viele Ideen, so viel Energie im Team. Aber es wird nicht aufgegriffen.“
Das Team fühlt sich allein gelassen. Es fehlt die gemeinsame Richtung, der Austausch, die Weiterentwicklung. Und langsam, ganz langsam, geht die Begeisterung verloren, die sie einmal in diesen Beruf geführt hat.
Ich glaube, viele Inhaberinnen kennen diesen schmalen Grat: Auf der einen Seite der Wunsch, offen zu sein, weiterzugehen. Auf der anderen Seite die Sorge, was Veränderung mit sich bringt – neue Verantwortung, neue Unsicherheit, vielleicht auch Kontrollverlust.
Und dann wirkt „alles so lassen, wie es ist“ manchmal wie der sicherere Weg. Nur: Er ist es nicht. Nicht auf Dauer.
Praxisführung heißt heute auch: Entwicklung ermöglichen
Ich weiß, wie viel du als Inhaberin leistest. Wie du versuchst, allen gerecht zu werden – Patient*innen, Mitarbeitenden, der Bürokratie.
Deshalb geht es hier nicht darum, dir noch ein „To-do“ auf die Liste zu setzen. Es geht darum, zu erkennen: Dein Team will mit dir gemeinsam gestalten.
Mitarbeiterbindung in der Therapiepraxis bedeutet heute mehr als faire Bezahlung und ein gutes Arbeitsklima. Es bedeutet:
Räume für echte Mitgestaltung schaffen
Entwicklung ermöglichen – fachlich wie menschlich
Austausch fördern und gemeinsame Visionen entwickeln
All das braucht nicht zwingend mehr Aufwand – aber es braucht bewusste Entscheidungen.
Mitarbeitende langfristig halten: 3 einfache Ansätze für deine Praxis
Hier sind drei konkrete Ideen, die dich unterstützen können – ohne dein ganzes System auf den Kopf zu stellen:
Fachlicher Austausch braucht einen festen Platz: Plane regelmäßige Treffen ein, bei denen es bewusst nicht um Orga geht, sondern um Fallbesprechungen, neue Impulse und kollegiale Beratung. Diese Räume stärken Verbindung, Vertrauen und Motivation.
Praxisentwicklung darf Teamarbeit sein: Nutze Strategietage oder kleinere Ideen-Workshops, in denen dein Team die Praxis aktiv mitdenken kann. Du musst nicht alles vorgeben – viele Antworten entstehen gemeinsam.
Entwicklung ist kein Risiko, sondern eine Ressource: Veränderung kann Angst machen – das ist normal. Aber: Sie schafft auch Identifikation. Zeig deinem Team, dass du Entwicklung willst, auch wenn du noch nicht weißt, wie alles aussehen soll. Das genügt oft schon, um Bewegung in Gang zu setzen.
Teamführung in Zeiten von Fachkräftemangel: Was jetzt zählt
Wir leben in einer Zeit, in der Fachkräfte knapp sind – und zugleich viele junge Therapeut*innen mit Leidenschaft und Ideen nach genau dem suchen: einem Ort, an dem sie mitgestalten dürfen.
Wenn du heute die Begeisterung deiner Mitarbeitenden bewahren willst, braucht es mehr als Verwaltung. Es braucht Verbindung.
Diese Verbindung entsteht dort, wo Entwicklung möglich ist. Wo Wünsche ausgesprochen werden dürfen, ohne als „Undankbarkeit“ zu gelten. Wo du als Leitung nicht alles wissen musst – aber bereit bist, zuzuhören.
Mein Vorschlag: Fang klein an
Veränderung beginnt nicht mit einem riesigen Umbruch. Sie beginnt oft mit einer einzigen Frage: „Was würdet ihr euch wünschen, wenn alles möglich wäre?“
Lass dein Team antworten – und hör einfach nur zu.
Vielleicht ist das der Anfang von etwas ganz Neuem. Etwas, das euch alle stärkt.
Ich wünsche dir Mut, Neugier und Vertrauen für diese Schritte.
Auf dich und die Weiterentwicklung deiner Praxis!
Deine Ina